Kleine Steine mit großer Wirkung
Eicherscheid (Fö). Kleine Steine mit großer Wirkung liegen unscheinbar und doch auffällig im Pflaster an der Eicherscheider Kirche. Gegenüber des Gotteshauses lebten einst die Kaufmanns, eine Familie jüdischen Glaubens, die von den Nationalsozialisten zur Flucht gezwungen wurden.
»Vater, Mutter und Tochter kamen aus Hellenthal, waren anfangs gut integriert, ja beliebt im Dorf«, erinnert Ludwig Siebertz vom Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid. Doch die NS-Diktatur veränderte das Stimmungsbild, die Familie sah sich – angezettelt vom dorflehrer – schrecklicher Diffamierungen ausgesetzt und flüchtete schließlich, um das Leben zu retten.
In Gedenken an das Schicksal dieser und vieler anderer Opfer der Judenverfolgung wurden mittlerweile 75000 Stolpersteine in 220 Ländern verlegt. »Wir wollen aktiv erinnern – und mit regionaler Geschichte, die man hautnah erleben kann, funktioniert das besonders eindringlich«, weiß Anja Sistermanns. Die Lehrerin am St. Michael-Gymnasium besucht alljährlich mit Abiturienten am 9. November die Stolpersteine in Eicherscheid und hatte im Vorfeld das Schicksal einer Opferfamilie aus Kalterherberg beleuchtet.
»Es geht nicht mehr um die Schuldfrage, sondern darum, zu mahnen, dass so etwas nie wieder geschieht«, lobt Eicherscheids Ratsherr Dirk Mathey das Engagement der jungen Menschen.