Netliner ab 7. Februar auch für Eicherscheid

Rurtalorte werden ans Busnetz angebunden

Ab 7. Februar haben auch die Simmerather „ihren“ Netliner. Im ersten Schritt wird aber nur die Rurtal-Schiene ans Netz angebunden.

Simmerath Bald ist die komplette Nordeifel in den „Händen“ der Aseag: Nach Monschau und Roetgen will nun auch die Gemeinde Simmerath ihren Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mit dem Rufbus-System „Netliner“ des kommunalen Aachener Anbieters aufpeppen. Am Montag, 7. Februar, soll das neue Angebot an den Start gehen – allerdings in einem eher kleinen Teil des Gemeindegebiets. Und dennoch spricht Bürgermeister Bernd Goffart (CDU) von einem „Quantensprung“ für die Simmerather Bürger.

Bürger und Funktionäre informiert

In einer Online-Veranstaltung – natürlich der Corona-Pandemie geschuldet – warb die Aseag für ihren „Rurtal-Netliner“. Dieser Name beschreibt, wer hauptsächlich davon profitieren soll: die Menschen aus dem ziemlich abgelegenen Hirschrott über Erkensruhr und Einruhr, Dedenborn, Hammer, Huppenbroich und Eicherscheid in der Hauptsache. Neben einigen Bürgern, der Zielgruppe dieser Werberunde, hatten sich auch etliche politische Funktionsträger aus der Gemeinde und Dr. Ute Christine Rogner als Vorsitzende des Bürgervereins Hammer bei „Zoom“ eingeklinkt, um aus erster Hand mitzuhören, was ihre Dörfer dabei an erklärtermaßen Gutem erwartet. Aber auch Beigeordneter Frank Prömpeler hörte aufmerksam zu.

Verwaltungschef Goffart verhehlte im Begrüßungsstatement nicht seine Freude darüber, dass es demnächst zum Fahrplanwechsel losgeht mit dem „sehr wichtigen“ Aspekt zur Stärkung der Erreichbarkeit einiger Dörfer. Denn er machte auch klar, dass die Bürger etwa von Rollesbroich, Lammersdorf, Strauch und Kesternich „erst mal gar nicht“ darauf hoffen dürften, gleichfalls von diesem Zugewinn zu profitieren, der laut Werbespruch „kommt wie gerufen“. Sicherlich in erster Linie sprächen Kostengründe gegen ein flächendeckendes Angebot für das gesamte weitläufige Gemeindegebiet, so der Bürgermeister weiter. Aber zudem hätten die meisten noch zurückstehenden Orte einen vernünftigen halbstündigen Takt beim Busverkehr zur Verfügung.

Gemeinde greift tief in die Tasche

Auf Nachfrage unserer Zeitung ergänzte Goffart, dass Simmerath für den Rurtal-Netliner „tief in die Tasche greifen“ müsse. Die Gemeindekasse werde zusätzlich mit rund 100.000 Euro jährlich belastet – bei einem Gesamtbudget für den ÖPNV von mehr als 900.000 Euro, ohne die Kosten für den Schülerspezialverkehr. Das neue Angebot, zu dem ergänzend eine größere Taktdichte der normalen Busse zwischen Simmerath und Rurberg gehöre, nannte er einen „gut gelungenen Fahrplan“.

Isabell Brenner, federführend für das Projekt Netliner bei der Aseag, hatte bei ihrer Folienpräsentation tief ins „Marketing-Sprech“ gegriffen. Da war vom „flächendeckenden Einsatz von On-Demand-Verkehr in suburbanen Gebieten“ die Rede, auf Deutsch: eben von Fahrten, die nach den persönlichen Wünschen in der „Vorstadt“, also in eher ländlichen Gebieten, rollen sollen. Man könnte dies auch mit „flexiblem Fahrplan“ ohne festen Linienweg bezeichnen, wie Brenner anfügte. Zusätzliche Haltestellen werden als „Spots“ bezeichnet, die sich die Aseag extra mit einem Euro für Hin- und Rückfahrt bezahlen lässt. Auf Wunsch des Fahrgastes einfach anhalten – etwa auf Zuruf „an der nächsten Brücke“ – geht nicht, aus Haftungsgründen, wie zu erfahren war.

Start mit einem Kleinbus

Wenn der Rurtal-Netliner in gut zwei Wochen startet, wird es laut Isabell Brenner zunächst ein „Büschen“ – also ein Kleinbus – sein, wie sie ohne nähere Begründung sagte. Das Fahrzeugmodell, das am 7. Februar an den Start gehen soll, wird lediglich über acht bis zehn Plätze verfügen – nicht so viel, wenn man am Anfang möglichst viel Neugierige zum „Schnuppern“ anlocken möchte. Das „richtige“ Modell mit insgesamt zehn Sitz- und elf Stehplätzen dürfte erst „ab Frühsommer“ verfügbar sein, hieß es.

Den Grund für den bescheideneren Auftakt als vorgesehen nannte Bürgermeister Goffart auf Nachfrage: Die Fahrzeuge seien zwar bestellt, aber zum Startzeitpunkt noch nicht verfügbar. Deren Lieferzeit sei wegen des Chipmangels in der gesamten Industrie wesentlich länger als ursprünglich geplant, bedauerte er diesen Dämpfer.

Eine Fülle von Fragen prasselte – per Chat – auf die Aseag-Vertreter ein. So wurden zusätzliche „Spots“, also Haltestellen, gewünscht, etwa im Gewerbegebiet. Hier dämpfte Bernd Goffart allerdings die Erwartungen. Den Netliner „sehe ich dort vorerst nicht“, weil dies Auswirkungen auf die Taktung des gesamten Routenverlaufs habe.

Abschlägig wurde auch die Frage unserer Zeitung beschieden, ob es vorstellbar sei, etwa von Eicherscheid kurz die Gemeindegrenze zu überfahren, um Jugendliche zum Training ins nur wenig entfernte Konzen zu bringen. Geht nicht, hieß es, da müsse der Umweg über den Simmerather Bushof samt Umstieg auf die Linie 82 auf sich genommen werden.

Und noch ein Nachhaken: Ist das Experiment Rurtal-Netliner befristet? „Nein, solange die Gemeinde Simmerath uns bestellt, werden wir fahren“, sagt Sebastian Steinkamp von der Aseag. Jetzt hofft Bürgermeister Bernd Goffart zunächst darauf, dass es am 7. Februar „nicht zu schlechtes Wetter und keinen Schnee“ gibt, um das verbesserte ÖPNV-Angebot“ losfahren zu lassen.

Praktische Infos zur Netliner-Nutzung

Montags bis freitags fährt der Rurtal-Netliner zwischen 8 und 11.30 Uhr sowie zwischen 15.30 und 19.30 Uhr. Die Zeit dazwischen überbrückt die Linie 83, die von mittags bis nachmittags dann pausiert. Neben den maximal 21 Passagieren ist demnächst Platz für einen Rollstuhl oder einen Kinderwagen oder einen Rollator. Fahrräder können nur gegen ein Extraticket ab 19 Uhr mitgenommen werden, falls Platz ist.

Gebucht werden kann über die Mova-App (mova.aseag.de), die gleichfalls auf andere Angebote von Aseag und Partnern zurückgreifen kann, etwa die Bahn, die kleinen Elektro-Tretroller (Scooter), die elektrischen Velocity-Leihräder, Carsharing oder neuerdings Taxen. Auch telefonisch ist die Bestellung möglich unter der Nummer 0241/16883322, zwischen 6 und 24 Uhr. Mindestens 30 Minuten vor dem gewünschten Starttermin sollte gebucht werden, besser 45 Minuten.

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