Das Erfolgsmodell am Rande des Heckenlandes

In erlebnisreiche Erinnerungen tauchten Ende der vergangenen Woche viele dem Dorfgeschehen verbundene Eicherscheider Bürger ein, als Dorfchronist Winfried Löhrer einen Film über den Bau der Tenne zeigte, mit deren Bau im Jahr 1996 begonnen wurde und die 1997 ihre Türen öffnete.

20 Jahre ist das nun her, aber die bewegten und bewegenden Bilder von dieser beispielhaften Gemeinschaftsleistung des Dorfes war erst der Beginn mehrerer Feierlichkeiten im Laufe des Sommers. Der Film rief noch einmal eindrucksvoll in Erinnerung, wie das heutige Erfolgsmodell „Tenne“, damals noch unter dem Arbeitstitel „Festhalle Eicherscheid“ geführt, in der Rekordbauzeit von nur zehn Monaten gegenüber dem Sportplatzgelände an der Bachstraße entstand.

Verantwortung in jüngere Hände

Eng verbunden mit der Errichtung von Eicherscheids guter Stube ist bis heute Wilfried Huppertz. Der Architekt aus Eicherscheid entwarf damals das ebenso markante wie funktionelle Gebäude, legte selbst Hand an und sorgt seit 20 Jahren als Geschäftsführer der Vereinsgemeinschaft GbR Eicherscheid dafür, dass der Laden läuft. Das Jubiläum ist für Huppertz nun auch der Zeitpunkt, um sich als Geschäftsführer der Tenne zurückzuziehen und die Verantwortung in jüngere Hände zu übergeben.

Wenn der 63-Jährige heute das Gebäude am Ortsrand kritisch betrachtet, dann sieht er sich in seinem damaligen Gestaltungskonzept bestätigt: „So wie das Gebäude heute steht, würde ich es wieder planen“, sagt Wilfried Huppertz. Vor dem Hintergrund der enormen Akzeptanz der Tenne, die längst weit über Eicherscheid hinaus reicht, fällt dem GbR-Geschäftsführer diese Bilanz heute leicht, muss er doch einräumen, „dass wir vor 20 Jahren schon ein wenig blauäugig mit dem Bau begonnen haben“. Damals habe niemand ahnen können, dass die Tenne einmal diesen Rang und diese Beliebtheit einnehmen würde.

Im Jahr 1996 waren die Vorgespräche so weit fortgeschritten, dass Eicherscheids Ortskartell das Projekt auf den Weg brachte. Auslöser war die anhaltende Unzufriedenheit über die unzureichenden Rahmenbedingungen bei Vereinsveranstaltungen im Festzelt, das zu den entsprechenden Anlässen auf dem Dorfplatz errichtet wurde. Besonders bei Minusgraden litt der Spaßfaktor. Diese Grünfläche im Ortskern und die letzte verfügbare Parzelle vor der Baugrenze linksseitig der Bachstraße kamen als Standorte für die neue Festhalle in Betracht. Die Entscheidung für den heutigen Standort mit weitem Blick in das Eicherscheider Heckenland war schnell gefallen. Gegenüber dem Sportplatz gelegen, verfügte das Gebäude noch über genügende Nähe zum Ort, war aber andererseits ausreichend zur Wohnbebauung abgeschirmt. So hat es in all‘ den Jahren auch nie ernsthaft ein Problem mit dem Thema Lärmbelästigung gegeben. „Die Bachstraße ist nach wie vor ein idealer Standort“, konstatiert Wilfried Huppertz.

Das Grundstück wurde damals in Erbpacht von der Gemeinde Simmerath übernommen, und vier Ortsvereine, der SV Germania Eicherscheid, der Musikverein Eifelklänge, das Trommler und Pfeiferkorps und die Freiwillige Feuerwehr Eicherscheid, schlossen sich zur Vereinsgemeinschaft zusammen und schritten zur Tat. Das Konzept wurde auf drei Säulen gestützt, die sich bis heute als tragfähig erwiesen haben. Die Kirmes- und Karnevalsveranstaltungen werden von den ausrichtenden Vereine selbst organisiert, Jugendbälle und Großveranstaltungen werden von ehrenamtlichen Helfern aus der Vereinsgemeinschaft unterstützt, und Hochzeiten sowie Privatveranstaltungen bilden den dritten Bereich, wo man in der Regel auf Aushilfen zurückgreift.

Längst schuldenfrei

Die bei ihren eigenen Veranstaltungen erzielten Gewinne bedeuteten für die Vereine eine Bestands- und Zukunftssicherung. Bei den Jugendbällen ist zudem die Gruppe „Endstation“ ein wichtiger Partner der GbR. Mit diesem Konzept fährt die Tenne eine wirtschaftlich erfolgreiche Linie, „aber die Idee funktioniert nur, weil die Vereine hier zu 100 Prozent ehrenamtliche Arbeit einbringen und sich mit der Tenne identifizieren“, betont der GbR-Geschäftsführer. Das Gebäude, das damals rund 380 000 Mark an Material kostete, ist längst schuldenfrei. Allein für die zehn Jugendveranstaltungen im Jahr werden insgesamt 240 freiwillige Helfer benötigt. Bei inzwischen 80 bis 100 Privatveranstaltungen pro Jahr, von der Kinderkommunion bis zur Vollversammlung der Raiffeisenbank, lässt sich ausrechnen, welches Engagement im Dorf hier erforderlich ist. Obwohl in den zurückliegenden beiden Jahrzehnten im Umfeld ähnlich strukturierte Angebote entstanden, hat die Tenne laut Huppertz „nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt“, allerdings habe man das Konzept auch „immer wieder angepasst“.

Komplett in Eigenleistung wurde die Tenne vor 20 Jahren errichtet. Nicht weniger als 22 000 Arbeitsstunden wurden von der Dorfbevölkerung eingebracht, ehe dann am 17. Juni 1997 Eröffnung gefeiert werden konnte. Schon bald war die Tenne in aller Munde. Veranstaltungen wie die „Hütten-Gaudi“ zu Jahresanfang oder das Wiesenfest mit 800 bis 1000 Gästen bekamen Kultstatus, und dass die Monschauer Mädchenrealschule hier seit 20 Jahren ihren Abschluss der Zehnerklassen abhält, ist auch ein Alleinstellungsmerkmal. Bei zahlreichen Großveranstaltungen mit überregional bedeutsamen Künstlern unterstrich die Tenne zudem ihre Qualität für professionelle Ansprüche.

So kann Wilfried Huppertz als einer der Väter der Tenne zufrieden und auch ein wenig stolz Abschied nehmen. Die Tenne hat sich etabliert und ist ein unverzichtbarer Bestandteil für die Dorfgemeinschaft in Eicherscheid georden. Einen „ganz wichtigen Aspekt“ will Huppertz nicht außer Acht lassen: „Es ging uns auch damals darum, eine Möglichkeit zu schaffen, dass die Jugendlichen in der Eifel feiern können.“

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