Goldener Herbst auf dem Flurheckenweg

Seit fünf Jahren gibt es den familienfreundlichen und barrierefreien Eicherscheider Rundwanderweg

Von Peter Stollenwerk

Eicherscheid Der vor fünf Jahren offiziell eingeweihte Flurheckenweg rund um das Golddorf Eicherscheid ist nach wie vor ein Anziehungspunkt für viele Wanderer. Besonders im Herbst als beliebteste Wanderzeit im Jahr ist der 7,5 Kilometer lange Rundweg eine Runde wert. Und vielleicht stellt sich ja in den gerade begonnenen Herbstferien auch noch der goldene Oktober ein.

Der Natur ganz nahe ist der Wanderer auf dem 7,5 km langen Flurheckenweg rund um Eicherscheid – Foto Peter Stollenwerk

Gerade in der jetzigen Zeit, wo die Corona-Situation viele Menschen davon abhält, in weit entfernte Gebiete zu vereisen, gewinnen die Sehenswürdigkeiten in unmittelbare Nähe wieder einen höheren Stellenwert. Schon seit Monaten ist festzustellen, dass viele Menschen die Natur als Rückzugs- und Erholungsort neu entdeckt haben. So ist auch die Eicherscheider Runde, die viele Eindrücke aus einer besonderen Kulturlandschaft und intaktem Dorfleben bietet, fast immer gut frequentiert. Der Flurheckenweg ist durchgehend asphaltiert oder betoniert und damit barrierefrei.

Man darf den auch in Straßenschuhen gut zu begehenden Rundweg als familienfreundlich bezeichnen, selbst wenn ungefähr bei Kilometer sechs im Drosselbachtal eine kurze bis zu 12-prozentige Steigung zu bewältigen ist. Insgesamt aber sind auf der gesamten Strecke nur rund 100 Höhenmeter zu überwinden. Wenn man sich den sogenannten sieben Erlebnis-Standorten mit Infotafeln näher widmet und die spannenden Texte liest, ist man rund 2,5 Stunden unterwegs.

Zweimal durchs Dorf

Was den Weg besonders reizvoll macht, sind nicht nur die zahlreichen Fernblicke inmitten der jahrhundertealten Flurheckenlandschaft, sondern auch die intensive Begegnung mit dem Golddorf Eicherscheid, das zweimal durchquert wird. Hier begegnet man zahlreichen kleinen Kapellchen und Wegekreuzen wie auch mehreren denkmalgeschützten Fachwerkhäusern, die sich hinter meterhohen Hausschutzhecken verstecken. Davon gibt es noch rund 70 im Ort.

Ein friedliches Bild am Flurheckenweg: Schafherden sind in der Umgebung von Eicherscheid regelmäßig anzutreffen. Foto: Peter Stollenwerk

Seit mehr als 300 Jahren existierten die ältesten Buchen-Flurhecken, deren Gesamtlänge in der Gemarkung Eicherscheid rund 100 Kilometer umfasst. Einer der landschaftlichen Höhepunkte unterwegs ist der Eifelblick „Worbelescheed“ mit Rastplatz. Von hier schweift der Blick von der Dreiborner Hochfläche über das Rurtal bis nach Vogelsang.

„Die Ortskerne wirken auf Luftbildern, als hätten sie sich in die Zentren der Heckenvernetzungen eingekuschelt oder wären dort von Geisterhand eingesponnen worden. Die Flur- und Haus-, Schutz- und Trutzhecken der Eifel stellen in kulturhistorischer, biologischer und ästhetischer Hinsicht etwas Besonderes und Einzigartiges dar.“ So anschaulich und treffend hat vor mehr als 20 Jahren der Aachener Schriftsteller Hermann-Josef Schüren, der zeitweilig in Eicherscheid lebte, das Eifeler Heckenland einmal beschrieben.

Erste Ideen entwickelt

Die Initialzündung zur Ausweisung eines Flurheckenwegs rund um Eicherscheid liegt bereits zehn Jahre zurück, als im Jahr 2010 der vielfach ausgezeichnete Ort Eicherscheid den „Europäischen Dorferneuerungspreis“ erhielt. In der nachfolgend gegründeten Dorfwerkstatt wurde die Maßnahme konkretisiert. Hier wurden praktikable und kreative Ideen für die Stärkung der dörflichen Gemeinschaft entwickelt. So ist der Flurheckenweg auch weit mehr als ein gewöhnlicher Dorfrundgang. 34.000 Euro kostete die Umsetzung des Konzepts, das zu 90 Prozent mit Mitteln aus dem Leader-Programm und der Tourismusförderung der Städteregion Aachen finanziert wurde.

Dass Eicherscheid über diese einzigartige Kulturlandschaft auch heute noch verfügt, ist nicht zuletzt der konsequenten Haltung der örtlichen Landwirte zu verdanken, die sich in den 1960er Jahren der anstehenden Flurbereinigung und damit verbundenen radikalen Einriffen in die Landschaft erfolgreich widersetzten. Einst als Schutz und Grenzmarkierungen angelegt, dann als Ressourcen für Brenn- und Nutzholz geschätzt, steht heute der ökologische Aspekt der Flurhecken im Vordergrund. Dank der fachgerechten Pflege durch die Eigentümer ist dieses kulturhistorische Alleinstellungsmerkmal auch weiterhin gut erhalten. Im Rahmen der damals stattfindenden Dorfwerkstatt offenbarten sich auch noch weitere Potentiale. So kam auch die Ausrichtung eines jährlich stattfindenden Heckenfestes ins Gespräch. Bislang aber ist es noch bei der Idee geblieben.

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